Dienstag, 10. September 2013

IAA: was geht ab?

Die Autoindustrie hat ein Problem: sie will das Produkt "Auto" attraktiv halten, aber sie weiss nicht, wie.
So ist es kein Wunder, dass die diesjährige IAA ohne klaren Schwerpunkt dasteht. Waren frühere IAAs mal die Show der Elektromobilität, oder auch mal die "grüne" IAA, so gibt es diesmal nichts, was man als Leitmptiv ausmachen könnte.

Der "Hype" ums Elektroauto hat sich von selbst erledigt- die angeblich hohen Erwartungen an die ökologischen Segnungen der Vollelektrifizierung (und die Kundennachfrage) sind einem nüchternen Pragmatismus gewichen- der elektrische Antrieb hält seinen Einzug jetzt eine Nummer kleiner: in den diversen Hybridvarianten, das "Elektroauto" als der grosse Hoffnungsträger ist ( beinahe) tot. Einzig der i3 von BMW hält die Fahne des rein batterie- elektrischen   Fahrens hoch. Dazu gleich mehr.

Die Autoindustrie kämpft an vielen Fronten: die bedrohlichste ist die schwindende Attraktivität ihres eigentlichen Produkts: immer mehr Menschen erkennen, dass sie eigentlich kein eigenes Auto brauchen, das doch nur 23 Stunden am Tag herumsteht und eher eine Belastung ist. Nicht umsonst versuchen deshalb die Autohersteller sich -notgedrungen- an die Spitze der Bewegung zu setzen, sie gründen ihre eigenen Mobiliätsdienstleister, wie car2go oder driveNow. Verglichen mit diesem bedrohlichen Trend des "Liebesentzugs" sind die ungelösten Fragen des zukünftigen Antriebs fast schon nebensächlich.

Einige Trends lassen sich dennoch ablesen: zum Einen der einer immer stärker werdenden SUVsierung des Marktes. SUVs gibt es inzwischen nicht mehr nur als agggressive Dominanzbullen, auch kleine und kleinste Autos wachsen in die Höhe, umgeben sich mit ein bisschen pseudo- rustikalem Plastik und kommen als Mini- Geländewagen daher. Das sieht beeindruckend aus und lässt sich gegen gutes Geld gut absetzen. Und dort, wo schiere Grösse an eine natürliche - oder von der Strassenverkehrsordnung gesetzte- Grenze stösst,  wird das Design noch aufgeblasener und exaltierter. 

Der andere ist die Überfrachtung des Autos mit IT, Infotainment und Assistenzsystemen, die aber in ihrer schieren Zahl eher verwirren als Freude am Fahren erzeugen dürften. Was am Autofahren Spass macht, ist eben, wenn überhaupt, das Fahren, und nicht das Bedienen von IT- Systemen, inmitten der Gefahren des immer aggressiveren Strassenverkehrs.

Der i3 schliesslich, ein Produkt aus der Zeit des Elektro-"Hype", ebenso wie E- Golf und E-up, nur konsequenter, versucht es mit dem markentypischen Auftritt als Technik-Pionier und early-mover.
Das kann ihm auch gelingen, wenn auch nur in seinem spezifischen  Kundensegment, einer Klientel, die bereit ist, auch für geringeren Gebrauchsnutzen ein bisschen mehr Geld auszugeben, wenn es cool ist. Natürlich verdient die Entwicklung des i3 Respekt vor der technischen Innovation und dem unternehmerischen Mut.  Ansonsten ist auch der i3nichts weiter als ein Elektroauto, und löst keines unserer Probleme. Es produziert -mit herkömmlichem Strom- nahezu genausoviel CO2 wie ein moderner Verbrenner, und das Potential zu einem grossmassstäblichen "Abschied vom Öl"  hat ein Elektroauto, egal welches, angesichts des auf lange Sicht miserablen Preis- Leistungsverhältnisses nun mal nicht.

So bleibt, angesichts der vielfältigen Unsicherheiten, der Autoindustrie diesmal auf der IAA nur, aus der Not eine Tugend zu machen und die Unsicherheit zu verdecken. Hinter frohgemuten Losungen wie der des VDA- Präsidenten Wissmann von einem Feuerwerk von Neuheiten glaubt man, das Pfeifen im dunklen Wald zu hören.

2 Kommentare:

  1. Super! Ich hoffe, wir hören bald mehr....!?

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  2. Hallo Wolo,
    auch ich hoffe, du blogst in Zukunft weiter? Würde mich sehr freuen in Zukunft von dir zu lesen!
    Viele Grüße
    Tim Koch (Ex-Prakti 2009)

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